Die Geister der Vergangenheit

„Dschinns“ von Fatma Aydemir, deren Buch „Ellbogen“ ich auch schon großartig fand, hat mich förmlich umgehauen. Das erste Kapitel ist an Eindringlichkeit nicht zu überbieten.
Sein ganzes Leben lang träumt Hüseyin von einer schönen Wohnung in Istanbul, wo endlich das richtige Leben anfangen soll. Nach Jahrzehnten der harten Arbeit im kaltherzigen Deutschland, möchte er sich endlich niederlassen. Er fliegt eine Woche vor seiner Familie nach Istanbul, möchte alles für die Ankunft seiner Familie vorbereiten – und stirbt dann an einem Herzinfarkt. Das Ganze wird in der „Du-Perspektive“ – aus der Sicht seines Dschinns, seines inneren Dämons, erzählt. Und während der Lektüre krampft sich alles in einem zusammen. Wie kann es sein, dass jemand so sehr schuftet und dann, als er sein Ziel erreicht hat – bricht er einfach tot zusammen?
Hüseyins Familie reist an. Manche kommen zu spät, manche sind nicht wirklich erwünscht, wie Sevda, die Erstgeborene, mit der Hüseyin sich noch versöhnen wollte, wäre er nicht gestorben.
Hier werden die Geschichten von sechs Menschen erzählt, die nur zusammengehören, weil sie miteinander verwandt sind. Sie alle tragen die Geister der Vergangenheit in sich und anlässlich der Beerdigung des Vaters und Ehemanns, kommen diese Geister zu Wort…
Was für ein Buch!

Fatma Aydemir: Dschinns
erschienen am 14. Februar 2022
Hanser Literaturverlage
https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/dschinns/978-3-446-26914-9/

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