Karoline Larsson: Sprachliche Vorbilder in der Kita. Lernfortschritte erzielen durch gute Kommunikation

„Wie wir mit Kindern sprechen, beeinflusst, wie sie die Welt wahrnehmen“ – Karolina Larsson erklärt, wie gute Kommunikation mit Kindern gelingt

Die schwedische Autorin Karolina Larsson ist Logopädin und als Sprach-, Lese- und Schreibentwicklerin tätig. Sie hat ein eigenes Unternehmen und arbeitet auch als Dozentin und Beraterin.
„Sprachliche Vorbilder in der Kita“ greift ein Thema auf, das in der Elementarpädagogik (vorschulischer Bereich) nicht die Bedeutung zugemessen bekommt, die ihm eigentlich zustünde. „Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt“, schrieb Ludwig Wittgenstein im Tractatus logico-philosophicus. Sprache hängt grundlegend mit dem Wertefundament unserer Gesellschaft zusammen. Um die wichtige Rolle der Erzieher:innen und die vielfältigen Möglichkeiten, durch gelingende Kommunikation eine gute Sprachentwicklung zu fördern, geht es in diesem Buch.
Im ersten Abschnitt („Die Gesellschaft verändert die Sprache – die Sprache verändert die Gesellschaft“), beschäftigt sich Karolina Larsson mit Kindern als „Gesprächspartner und Sprachentwickler“ (31) und mit der Macht der Sprache in gesellschaftlichen Kontexten. Die Autorin geht auch auf einen Aspekt ein, der im Zusammenhang mit der Entwicklung des Selbstbildes von großer Wichtigkeit ist: Sie greift Carol Dwecks Konzept des dynamischen Selbstbildes („growth mindset“) auf, das sich von einem statischen Selbstbild („fixed mindset“) grundlegend unterscheidet. Ich persönlich bin sehr begeistert von diesem Ansatz und vermittle ihn seit vielen Jahren in jeder Fortbildung, die ich gebe.
Ausführlich erläutert Larsson, wie sich „Wertvorstellungen, Einstellungen und Verhaltensweisen“ herausbilden und welchen Beitrag Erzieher:innen leisten können, um Kinder bei ihrer Entwicklung zu verantwortungsbewussten und handlungsfähigen Erwachsenen zu unterstützen. Sie gibt zahlreiche konkrete Tipps und führt uns vor Augen, wie wichtig auch nonverbale Kommunikation (Körpersprache, Augenkontakt, Tonfall etc.) ist. Besonders interessant fand ich in diesem Abschnitt die Auseinandersetzung mit dem Thema „Fragen“. Insbesondere im Umgang mit Kindern neigen wir häufig dazu, geschlossenen Fragen (das sind Fragen, auf die im Allgemeinen mit ja oder nein geantwortet wird) und falsche Fragen (Fragen, deren Antworten wir bereits kennen) zu stellen. Offene, reflektierende und echte Fragen wären deutlich besser, denn sie regen das Kind dazu an, von sich zu erzählen und zeugen auch von echter Neugier. Anhand von Beispielen wird deutlich, wie unterschiedlich Gespräche ablaufen, wenn wir Fragen auf eine bestimmte Weise stellen. Alleine das Bewusstmachen der eigenen Fragegewohnheiten ist für mich schon Grund genug, dieses Buch wärmstens zu empfehlen!
Im zweiten Abschnitt geht es um „Sprache, die das Denken von Kindern herausfordert“. Hier liegt der Fokus auf Sprache als Mittel, Wissen und Vorstellungskraft zu entwickeln. Die Erweiterung des Wortschatzes durch Gespräche, Erzählungen und Vorlesen ist in diesem Kapitel zentral. Auch hier werden zahlreiche konkrete Beispiele genannt, die das Gelernte verdeutlichen und vertiefen.
Im dritten Abschnitt dreht sich alles darum, wie „Voraussetzungen für Sprache [ge]schaffen“ werden können. Wie kann eine gute Sprachumgebung etabliert werden und was gilt es in der Zusammenarbeit mit den Eltern zu beachten?
An die einzelnen Kapitel schließen sich Fragen an, die hervorragende Denkanstöße sind. Etwa: „Wie, glauben Sie, würden die Kinder die Einrichtung, in der sie arbeiten, beschreiben?“ oder „In welchen Situationen empfinden Sie sich selbst als proaktiv handelnd, mit einer starken Fähigkeit, Aktionen, Entscheidungen und Ergebnisse zu kontrollieren? In welchen Situationen übernehmen Sie eine eher passive Rolle?“
Ich leite Fortbildungen für Erzieher:innen und Tageseltern und konnte sehr von dem vorliegenden Buch zum Thema Kinderkommunikation und Sprachentwicklung profitieren. Am besten ist es, das Buch mehrfach durchzuarbeiten, weil wirklich sehr viel drinsteckt und immer wieder Neues zum Nachdenken anregt. Ich kann das Buch Erzieher:innen und allen, die mit Kindern im Elementarbereich arbeiten (etwa Tageseltern) nur ans Herz legen. Es führt hervorragend vor Augen, welche wichtige Rolle Bezugspersonen spielen und wie sie ihrer verantwortungsvollen Aufgabe vor allem in puncto Kommunikation gerecht werden können.

Karolina Larsson: Sprachliche Vorbilder in der Kita. Lernfortschritte erzielen durch gute Kommunikation
erschienen am 15. April 2021
www.bananenblau.de

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