Linda Liukas: Hello Ruby. Wenn Roboter zur Schule gehen

„Tolle Zusammenarbeit!“ – Linda Liukas erklärt, was Künstliche Intelligenz ist und wie wir sie nutzen können

Kinder sind fasziniert von den Themen Künstliche Intelligenz und Robotik. Die KI ist eine der spannendsten Zukunftstechnologien, weshalb ein Kinderbuch darüber eine super Sache ist. Ich kenne bereits die drei Vorgängerbände aus der Hello-Ruby-Reihe (Computer, Programmierung und Internet) und finde das Konzept sehr gelungen, da bereits Vorschul- und Grundschulkinder Dinge lernen, die sie wirklich interessieren, aber vielleicht nicht jeder Erwachsene in einfachen Worten erklären kann. Die finnische Programmiererin, Illustratorin und Kinderbuchautorin kann es jedenfalls. Jedes Hello-Ruby-Buch besteht aus zwei Teilen: einer Geschichte, in der das Mädchen Ruby und ihre Freunde die Hauptrolle spielen und ein Arbeitsbuch, in dem zahlreiche Sachinformationen spielerisch vermittelt werden. Didaktisch ist das einfach genial, denn manche Kinder finden einen Zugang zu einem Thema eher über eine Geschichte aus dem Alltag, andere mögen den „praktischen“ Teil lieber, in dem u.a. Rätsel, Spiele und Diskussionsfragen die Sachinformationen ergänzen.
im KI-Band geht es in der Geschichte um einen kleinen Roboter, der Rubys Freundin Julia gehört. Weil er allerlei Blödsinn anstellt, wenn er allein daheim ist, nehmen die Mädchen ihn mit zur Schule, wo bald klar wird, dass Roboter und Menschen sehr unterschiedlich lernen. Hier wird hervorragend vermittelt, was die Unterschiede zwischen künstlicher und menschlicher Intelligenz sind. Am Nachmittag stellt sich die Lehrerin sogar auf die Bedürfnisse des Roboters ein und die Schülerinnen und Schüler erleben, wie maschinelles Lernen funktioniert und wie Mensch und Maschine sich ergänzen können. Die Lehrerin bringt das Ganze perfekt auf den Punkt, wenn sie zu den Kindern sagt: „Tolle Zusammenarbeit! Ihr seid gut darin, Ideen zu entwickeln, und der Roboter hat großartige und clevere Arbeit geleistet, um bei der Lösung der Probleme zu helfen.“ (40) Zum Schluss bekommt der Roboter sogar einen Namen: Clever.
Im Sachteil geht es darum, was KI überhaupt ist, was menschliche Intelligenz charakterisiert und was Menschen können, Maschinen aber nicht, beziehungsweise, wobei sich Maschinen immer noch sehr schwer tun und was sie nie können werden. Anschließend geht es um maschinelles Lernen, das Trainingsdaten erfordert. Hier erfahren die Kinder, was Daten überhaupt sind – ein unheimlich wichtiges Thema! Auch die Themen Hardware und Software werden abgehandelt, so dass der Band auch unabhängig von den Vorgängerbänden genutzt werden kann – es ist keinerlei Vorwissen erforderlich.
Im dritten Abschnitt des praktischen Teils geht es darum, wie eine Maschine trainiert wird. Hierbei wird zwischen den drei Lernansätzen für Maschinen unterschieden: überwachtes, bestärkendes und unüberwachtes Lernen. Auch Algorithmen und Wahrscheinlichkeiten werden erklärt.
Im vierten Abschnitt stellt die Autorin die Frage, wo maschinelles Lernen eingesetzt wird. Die Kinder erfahren etwas über Sensoren, über Spracherkennung und über Roboter.
Anschließend dreht sich alles um die spannende Frage: „Wie unterscheidet eine KI richtig und falsch?“ Kurz: Es geht um Maschinenethik. Hier können Kinder u.a. ein eigenes CAPTCHA entwerfen und überlegen, wie eine KI so verändert werden könnte, dass sie sinnvoll agieren würde, ohne etwas kaputt zu machen.
Im letzten Abschnitt wird die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine erklärt. Maschinen können Menschen nicht ersetzen, aber sie können in vielen Situationen helfen. Darum muss es bei der Entwicklung von Künstlichen Intelligenzen auch immer gehen.
Ein Glossar, in denen die wichtigsten Begriffe noch einmal gesondert erklärt werden, runden das Ganze ab.
Ich bin jedes Mal aufs Neue erstaunt, wie unglaublich gut es Linda Liukas gelingt, komplexe Inhalte bereits für Kinder verständlich zu vermitteln. Ihr spielerischer Ansatz ist genial. Da ich als Informatikerin und Theaterpädagogin u.a. auch digitale Kompetenz in Schulen vermittle, weiß ich, dass es zwar eine Menge Literatur zu dem Thema gibt, aber das Konzept Geschichte plus Arbeitsbuch mit spielerischen Elementen ist einzigartig. Es ist ein Glücksfall, dass die Bücher übersetzt wurden und ich hoffe, dass möglichst viele Eltern und LehrerInnen begreifen, dass das Thema nicht nur wichtig, sondern auch unheimlich faszinierend ist. Ein rundum empfehlenswertes Buch aus einer sehr gelungenen Reihe!

Linda Liukas: Hello Ruby. Wenn Roboter zur Schule gehen
erschienen am 9. Oktober 2019
www.bananenblau.de

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